Archiv für den Monat: Juni 2007

Lecker Wortsalat #6

Die Überfluss- und Wegwerf-Gesellschaft bringt unbarmherzig die einfache Natur und den geringen Verstand des Menschen ans elektrische Tageslicht. Wir Menschen sind schwach, wir Menschen sind weich und wir neigen stets zu maßloser Übertreibung unserer Unfähigkeiten, während die großen Leistungen beschämt versteckt werden. So kommentierte die Besseren-Wissens-Sendung Galileo:

Beim Windbeutel-Wettessen liegt der aktuelle Rekord bei acht Stück. Diesen gilt es heute zu brechen.

Na dann, Mahlzeit.

Mac Sonderzeichen

Die Form folgt aus der Funktion. Design postuliert diese Aussage schon aus Prinzip und die Typografie steht diesem in nichts nach. Dennoch gibt es mehr denn je Werke, deren Macher unbeherrscht und all zu oft wohl merklich mit einer unerschrockenen Naivität in die Manuale ihres elektronischen Arbeitsknechtes greifen, um dieser einen exzellent strukturierten Text zu entlocken.

kurztasten

Doch wie gepanschten Wein erkennt mach solch Machwerk schnell am dilettantischen Einsatz der unmöglichsten Sonderzeichen, Einrückungen und Hervorhebungen. Daher stelle ich dieses Dokument über die Sonderzeichen und besonders die Tastenkürzel für den Apple Macintosh allen Wissbegierigen zur Verfügung.

Hirnout-Syndrom

Das “Krea-Tief”, die dunkle Seite der Macht, hat von mir Besitz ergriffen. Ich starre auf ein weißes Blatt Papier, bis helle Blitze vor meinen Augen zucken und sehe – ein weißes Blatt Papier. Seit über drei Stunden! Den gestrigen Tag mal nicht mitgerechnet. “Komm schon Hirn, denk dir was aus, etwas Neues, Niedagewesenes” – versuche ich mich anzutreiben. Noch wankend, aber immerhin, sehe ich doch das weiße Blatt Papier, habe noch Fantasie, wenn auch keine blühende, weil von Tristesse zertrammpelt. Der Dimmer meiner Nervenbahnen leistet ganze Arbeit. IceTea mit Pfirsichgeschmack und ein alter Kaugummi schließen sich der Résistance an. An dieser Stelle muss ich immer lachen.
Es ist erstaunlich, die Denkmaschine läuft wieder, einfach so, unkontrolliert und voll gestört. War das nicht schon immer so? Das “Krea-Tief” ist eine Illusion, ein Taschenspielertrick der Wirklichkeit. Ist nicht auch Realität eine Illusion? Ich bin kein Zweifler, ein Gestörter vielleicht. Einer von jenen, die paralinguistische Vokalisationen meiden, ein Tagträumer und Fantast, ein Idealist, einer dessen Hirn täglich von den Erbsenzählern in der kreativen Pfeife des Wirtschaftswunderlandes geraucht wird. Dass dieses bescheidene Leben am Abgrund des Wahnsinns auf Dauer meine Synapsen dahinschlachtet wie Wildblumen auf englischem Rasen, prophezeite mir heute morgen mein drei Tage altes Kakaotassen-Orakel. Wenn die gestalterische Apokalypse am Glöckchen läutet, dann weiß ich IceTea und Kaugummi an meiner Seite. Widerstand ist nicht zwecklos.
Doch ich wäre nicht ich, wenn ich du wäre. Und so sitze ich hier mit diesem leicht schrägen Lächeln und dem abwesenden, nach Innen gekehrten Blick und denke und träume, finde Lösungen und neue Ideen. Ich bin kreativ und das ist auch gut so.

Typo-Shirt-Wettbewerb Ergebnis

Die Ergebnisse des Typo-Shirt-Wettbewerbs wurden der Welt am gestrigen Freitag vorgestellt.

Wie das e-zine encore berichtet, standen der vierköpfige Fachjury, bestehend aus Indra Kupferschmid, HD Schellnack, Jürgen Siebert und Ralf Herrmann, über 160 Entwürfe zur Wahl. Da freue ich mich doch, dass mein Fraktur-Entwurf es unter die ersten 159 Platzierungen geschafft hat. An dieser Stelle gilt mein Dank der Jury und dem Fontshop für Wahl meines auf die Spitze getriebenen, mehrdeutig tiefsinnigen Fraktur-Entwurfs zum Gewinner und den damit verbundenen schönen Tagen bei der Typo Berlin 2007.

Ein Kriterium für die Wahl auf Platz eins war die auf den Punkt gebrachte Idee, die Besonderheiten einer Schriftgruppe darzustellen, denn „Mit seiner wörtlich genommenen »Fraktur« konnte er inhaltlich und gestalterisch überzeugen und sicherte sich so mit deutlichem Abstand den ersten Platz.“, so das encore Magazine.

Thomas Binder belegte mit seinem Entwurf »Sportplatz« (des Grafikdesigners) – ein Manifest des gestalterischen Ausdrucks – den zweiten Platz und Norbert Pautner konnte sich mit dem Entwurf eines Vektorbuchstabens in Frühlingslaune über den dritten Platz freuen.

Für all jene, die sich bei dieser sommerlichen Hitze ihre Klamotten bereits vom Leib gerissen haben, um Platz für den frischen Zwirn zu machen, sei gesagt, dass im Typo-Shirt-Shop die Shirts zum Selbstkostenpreis erworben werden können. Gerade dieser faire, nicht am Profit orientierte, Umgang mit den Entwürfen, die offene Art, die freundschaftliche Atmosphäre und die guten, inhaltlichen Diskussionen machten diesen Wettbewerb zum Erfolg. Ein Ansatz der mir sehr gefiel und der hoffentlich fortgesetzt wird.

fraktur-shirt

Lecker Wortsalat #5

Oh ja im Augenblick der Erkenntnis des Betrogenen reifen oft vorschnelle Entschlüsse. Und der afroamerikanische Peter wird eilig weiter gereicht. Nichtsdestotrotz spendiert uns das ausgereifte Hirn des „Mensch weise weise“ locker flockig klingende Ausrufe der Entrüstung in Form von:

„Mit mir nicht! Das hab ich gefressen wie’n Stück Scheiße.“

Mir wurde dabei spontan übel, so dass ich der Entrüstung nichts flammend heroisches abgewinnen konnte.

Ein Stich ins Herz …

… war es gewesen, jawohl. Das Briefing ist gerade einen Tag vorbei. Zusammen mit dem Kunden wurde enorm viel Zeit investiert um das Konzept zu planen und alle Details abzuklopfen. Und dann am nächsten Tag, als die ersten Daten vom Kunden geschickt werden, trifft es Pia wie aus heiterem Himmel.

KUNDENFOTOS!

„Was soll ich den mit den scheiß Bildern. Guck dir die doch mal an! Im Briefing hörte sich der ganze Auftrag noch echt gut an, und jetzt so etwas!“

Da brach eine Welt zusammen. Wieder einmal.