„Wir sind Weltmeister“ jubelten tausende begeisterter Kehlen bei diversen sportlichen Großereignissen. Ob sie dabei wirklich die Meister dieser Welt sind mag wohl niemand hinterfragen. Geschweige denn, ob die jeweilige Nation in der Lage ist, die Belange auf dieser Welt zu meistern. Schnell wird dann zurückgerudert in friedlichere Gefilde: „… na ja, wir meinten doch Fußballweltmeister …“, nur um weiter ahnungslos dahinzudümpeln.
2005 – das Jahr in dem wir „Papst“ hatten – war wieder ein willkommener Anlass, populistisch in „Bild“ zu titulieren: „Wir sind Papst“ – ungeachtet vieler anderer Glaubensrichtungen. Sogar die raffinierten Schreiberlinge von „Der Spiegel“ konnten da nicht innehalten und nutzten die Bundestagswahl, um ihren kreativen Erguss à la „Wir sind Kanzler“ in die Welt zu posaunen. Prompt legte die Getränkeindustrie mit „Wir sind Pepsi“ locker sprudelnd noch einen drauf.
2006 durften wir uns alle ein bisschen getreten fühlen, denn „Wir sind Fußball“ legt nun einmal unseren gesellschaftlichen Status fest. Hätte nur noch gefehlt, dass wir auch Pfosten oder Latte sind, ganz zu schweigen von Abseits. Abgesehen von wenigen, mehrsprachigen Ansagen der Deutschen Bahn sind wir jedenfalls nicht sehr weltoffen. Mit dem Schlusspfiff des WM-Endspiel versiegte dann auch bald das letzte bisschen „Wir sind international“.
Und nun schob die „UN“ mit ihrem Klimabericht unserem unbeschwert lustigem Treiben einen Riegel vor. Erderwärmung lautet die sensationelle Entdeckung und vielleicht auch bald das Unwortding des Jahres. Vielleicht heißt es ja bald: „Wir sind durchgeschwitzt“ oder „Wir sind Umweltkatastrophe“.
Ãœber eine Titelzeile wie „Wir sind lernfähig“, liebe Bild-Redaktion, würde ich mich jedenfalls mal freuen.