Archiv für das Jahr: 2008

Weihnachtsmuffel I

Was auch immer bestimmte Leute dazu bewegt, im September die ersten Schokoladen-Weihnachtsmänner oder Lebkuchenherzen zu verkaufen, weiß ich nicht. Die Tradition oder der Respekt vor dem Weihnachtsfest bzw. den Gefühlen der Konsumenten kann es nicht sein. Die Vorfreude auf Weihnachten hatte einmal ihren festen Platz bei all dem Treiben: Und zwar im DEZEMBER. Mit der Vorfreude und der Weihnachtsstimmung ist das aber so eine Sache. Je länger diese gezwungenermaßen anhält oder je früher man dazu verdonnert wird, desto mehr nutzt sie sich ab. Desto schaler wird ihr Geschmack. Bis sich die Vorfreude so etwa in der dritten Novemberwoche in blanken Zynismus wandelt und die alberne Fratze des Weihnachtsgeschäftes durchschaut wird. Spätestens jetzt ist mir der anhaltende Weihnachtstrubel, welcher auf den Weihnachtsmärkten ohne Zweifel seinen Höhepunkt findet, vollkommen Wurscht. Mit einem Anflug von Sarkasmus beobachte ich die vom Glühweinmonopol angefixten, alkoholgetränkten Geschöpfe mit ihren erbärmlich blinkenden Zipfelmützen, wie sie sich im Rausch der kommerziellen Weihnachtsillusion heiser lachend von Glühweinstand zu „Lühüweinschtand“ schleppen, quasi als zeitgemäße Interpretation der Adventszeit. Besinnungsloses Saufen und Kaufen als Antwort auf die traditionell postulierte Besinnung. Ruhe findet man wohl nur noch, wenn man sich die Augen und Ohren zuhält, was mich an drei Affen Minai, Kikanai und Iwanai erinnert. Muss man sich also erst zum Affen machen, um innere Ruhe zu finden? Ist das etwa der wahre Antrieb der Zipfelmützenträger am Glühweinstand? Quasi öffentliche Selbstanprangerung und Selbstverspottung als reinigendes Ritual ähnlich dem Fasten im Advent zu verstehen. So langsam wir mir einiges klar.

Best viewed …

… who cares?

Die Suche nach Informationen im WWW ist auch heute – und das sind immerhin gute 18 Jahre Entwicklung seit der ersten Website von Tim Berners-Lee – ein technischer Hindernislauf vom Feinsten. Oft genug versucht der ein oder andere Webmaster mir vorzuschreiben, in welcher Auflösung, Stimmung oder Körperhaltung ich seine geistigen Ergüsse wahrzunehmen habe. Und wenn ich mich nicht so verhalte wie verlangt, dann habe ich eben mit den Konsequenzen zu leben, so die subtile Drohung zwischen den Zeilen. Vielleicht so ein Art transmutierter HyperWebsadismus. Nur dass der Webmaster gar nicht weiß, ob es überhaupt so etwas wie einen Webslave gibt, der sich diese Spielchen gefallen lässt.

best viewed, who cares
Screenshot www.metahaven.net

best viewed, who cares
Screenshot www.deutsche-handwerker.info

Wenn obige Zwänge die Informationssuche lähmen oder –  nachdem mein Browser zu einem schmalen Streifen mit dem Hinweis, er unterstütze kein Flash, zusammengefaltet wurde – gar unmöglich machen, dann ist für mich der Punkt erreicht, solche Webseiten für alle Zeiten der Vergessenheit in meinem Hirn anzuvertrauen. Laut Google wären das zur Zeit 19.400.000 für „This site is best viewed“. Bleibt die Frage, an welchem Ende der wahre Web“Master“ sitzt.