Archiv für das Jahr: 2007

Lecker Wortsalat #2

Wo es nix zu holen gibt da gibts eben nix zu holen. Diese Weisheit wusste mein Chef neulich geschickt in die Formel:

„Du kannst ’nem nackten Neger nicht in die Tasche greifen.“

zu pressen. Was für eine Dramatik. Was für eine theatralische Zuspitzung und Ausdruck menschlichen Leids.

Wir sind …

„Wir sind Weltmeister“ jubelten tausende begeisterter Kehlen bei diversen sportlichen Großereignissen. Ob sie dabei wirklich die Meister dieser Welt sind mag wohl niemand hinterfragen. Geschweige denn, ob die jeweilige Nation in der Lage ist, die Belange auf dieser Welt zu meistern. Schnell wird dann zurückgerudert in friedlichere Gefilde: „… na ja, wir meinten doch Fußballweltmeister …“, nur um weiter ahnungslos dahinzudümpeln.

2005 – das Jahr in dem wir „Papst“ hatten – war wieder ein willkommener Anlass, populistisch in „Bild“ zu titulieren: „Wir sind Papst“ – ungeachtet vieler anderer Glaubensrichtungen. Sogar die raffinierten Schreiberlinge von „Der Spiegel“ konnten da nicht innehalten und nutzten die Bundestagswahl, um ihren kreativen Erguss à la „Wir sind Kanzler“ in die Welt zu posaunen. Prompt legte die Getränkeindustrie mit „Wir sind Pepsi“ locker sprudelnd noch einen drauf.

2006 durften wir uns alle ein bisschen getreten fühlen, denn „Wir sind Fußball“ legt nun einmal unseren gesellschaftlichen Status fest. Hätte nur noch gefehlt, dass wir auch Pfosten oder Latte sind, ganz zu schweigen von Abseits. Abgesehen von wenigen, mehrsprachigen Ansagen der Deutschen Bahn sind wir jedenfalls nicht sehr weltoffen. Mit dem Schlusspfiff des WM-Endspiel versiegte dann auch bald das letzte bisschen „Wir sind international“.

Und nun schob die „UN“ mit ihrem Klimabericht unserem unbeschwert lustigem Treiben einen Riegel vor. Erderwärmung lautet die sensationelle Entdeckung und vielleicht auch bald das Unwortding des Jahres. Vielleicht heißt es ja bald: „Wir sind durchgeschwitzt“ oder „Wir sind Umweltkatastrophe“.

Über eine Titelzeile wie „Wir sind lernfähig“, liebe Bild-Redaktion, würde ich mich jedenfalls mal freuen.

Das Verlangen nach Geduld

Gerade an Tagen, an denen man der Meinung ist, es würde ein ganz normaler Tag werden und sich denk: „Na wenn das mal nicht ein ganz normaler Tag wird.“, dann geschieht etwas Unvorstellbares. So auch heute. Denn wie ich noch meinen Gedanken nachhänge: „Na wenn das mal nicht ein ganz normaler Tag wird.“ entdecke ich die – von meiner Herzallerliebsten – bereitgestellten Schokokügelchen der letzten Weihnachtssaison. Wer das schon unvorstellbar findet, wird sich wundern, was dann passierte. Ich nahm mir solch ein in bunt bedruckter Alufolie eingepacktes Kügelchen, als mich Erleuchtung durchzuckte. Ist dir, geschätzter Leser, schon mal aufgefallen wie sich aller Weltensinn in diesem Schokokügelchen der letzten Weihnachtssaison wiederfinden lässt? Nein? Dann Obacht! Wie bei so vielen Aufgaben im Leben stehen einem offensichtlich zwei Wege zur Verfügung, die zum Ziel führen. Sich auf dem schnellen Weg Befindender reißt das Papier ab, um an das Schockkügelchen zu kommen. Sich auf dem langen Weg Befindender öffnet sorgsam das Papier, um an das Schockokügelchen zu gelangen. Doch das ist alles nur Fassade, nur Blendwerk. Das Schockokügelchen ist nicht das Ziel. Wer es durchschaut, kann die tiefere Wahrheit erkennen. Sogar in einem Schokokügelchen der letzten Weihnachtssaison zeigt sich der universelle Weg. Es ist das (eigene) Verlangen nach Geduld. Denn wovon wir im Leben viel erlangen sollten sind nicht Schockokügelchen, sonder ist Geduld. Bei allem nach Geduld Verlangender hat Willen. Warum es sich in einem Schokokügelchen manifestiert, gilt es noch zu ergründen.