Archiv für das Jahr: 2007

Lecker Wortsalat #5

Oh ja im Augenblick der Erkenntnis des Betrogenen reifen oft vorschnelle Entschlüsse. Und der afroamerikanische Peter wird eilig weiter gereicht. Nichtsdestotrotz spendiert uns das ausgereifte Hirn des „Mensch weise weise“ locker flockig klingende Ausrufe der Entrüstung in Form von:

„Mit mir nicht! Das hab ich gefressen wie’n Stück Scheiße.“

Mir wurde dabei spontan übel, so dass ich der Entrüstung nichts flammend heroisches abgewinnen konnte.

Ein Stich ins Herz …

… war es gewesen, jawohl. Das Briefing ist gerade einen Tag vorbei. Zusammen mit dem Kunden wurde enorm viel Zeit investiert um das Konzept zu planen und alle Details abzuklopfen. Und dann am nächsten Tag, als die ersten Daten vom Kunden geschickt werden, trifft es Pia wie aus heiterem Himmel.

KUNDENFOTOS!

„Was soll ich den mit den scheiß Bildern. Guck dir die doch mal an! Im Briefing hörte sich der ganze Auftrag noch echt gut an, und jetzt so etwas!“

Da brach eine Welt zusammen. Wieder einmal.

Typo Berlin 2007 – (m)eine Nachlese

In diesem Sommer besuchte ich tralala die 12. Typo Berlin – selbstredend die größte internationale Konferenz für Typografie und Design. Veranstalter der Typo ist seit 1995 die Fontshop AG. In diesem Jahr stand alles unter dem Motto „Music“ und so zeigten dann auch an drei Tagen, internationale Designer, wie sie typografisch, gestalterisch die Musik bereichern und darüber hinaus wie Musik sie inspiriert. Eingefasst wurde die Typo in ein akustisches Rahmenprogramm, welches einer langen Aftershow-Party glich. Für viele Teilnehmer/-innen sicherlich ein Glanzstück der Typo Berlin war die Deutschlandpremiere des Films „Helvetica“, anlässlich des 50. Geburtstages dieser Schrift.

Typo Berlin

Den Anfang machte Steve Heller, Co-Vorsitzender des MFA „Designer as Author“-Programms und Mitbegründer des MFA an der School of Visual Arts, mit seinem interessanten und sprachlich sehr witzigen Vortrag über Alex Steinweiss, der als „Erfinder“ des amerikanischen Platten-Cover-Designs gilt. Weniger das Design als vielmehr die Art und Weise, mit der Cover gestaltet wurden und welchen Einfluss das Design auf die Musikindustrie hatte, waren interessant. Der Einsatz verschiedener Schreibwerkzeuge und Gestaltungsmittel wie z.B. Acrylfarben oder Airbrush gaben – nicht nur für die Computergeneration – einen interessanten Einblick in die frühe Arbeitswelt eines Designers. In den Folgejahren bis heute änderte sich das Aussehen der Musik gewaltig. Dies war ohne Zweifel der Schritt vom reinen Tonträger zum gestalteten, multimedialem Kunstwerk.

Steve Heller

Eine wunderbare Ergänzung war dann der Vortrag von Moritz „mo.“ Sauer, Medienpädagoge, Autor, Journalist und Webdesigner, zum Thema „Freie Kultur, Freie Musik, Freies Design?!?“. Gleichermaßen humorvoll wie informativ. Bestimmender Gedanke hier war, wie man Covergestaltung auf Netlabels und MP3-Downloads adaptiert. Viele Netlabels bieten ihre Musik unter der Creative Commons Lizenz zum kostenlosen Download an und stehen damit auch vor dem Problem, ihre Werke nicht mit entsprechend gestalteten Covern bereichern zu können. Aber auch hier findet die Szene neue Wege z.B. in Form von herunterladbaren Covern zum Selberbasteln oder eigens geschaffenen Flash-Videos zu den MP3s. Der gesamte Vortrag wurde stilgerecht durch sehr schöne Trance- und Technostücke von einigen ausgesuchten Netlabels begleitet.

Moritz Sauer

„Pixel Picking und Logo Popping“, ein Vortrag von Clive Burton, der mit seinem recht eigenwilligen Stil die Zuhörerschaft wahrlich forderte, beleuchtete die These, dass gutes Logo-Design Hand in Hand mit Pixel Picking geht. Kurz, ein gutes Logo ist in allen Medien zu Hause und auch in einer Größe von 15 x 15 Pixeln noch gut in seinen Grundzügen erkennbar. Die Pixelschieberei beginnt da wo die Printmedien enden. Anhand einiger recht skuriler Beispiele zeigte Clive, wie schnell eine Gestaltungsidee, ein modischer Stil von anderen aufgegriffen wird und damit die Unterscheidbarkeit beträchtlich mindert. Bestes Beispiel ist der Nike-Schwung oder die Apple-Button-Aqua-Optik. Ganz zu schweigen von der oft zu recht kritisierten miserablen Umsetzung für Print- und Non-Print-Medien. Einige Designer denken hier eben noch oft in ihren engen Bahnen, wobei sich in den letzten Jahren auch einige Fortschritte verzeichnen ließen. Zunehmend ist man sich bei der Logogestaltung doch schon der Tatsache bewusst, dass es neben dem DIN A3 Präsentationsausdruck eines Logos auch noch kleinere Formate jenseits der Visitenkarte oder eines 20“ TFT-Displays gibt. Sehr schön, weiter so.

Clive Burton

Den Abschluss meines ersten Ausflugs in die Welt der internationalen Typografie bildete der klug ausgewählte Kalligrafie-Workshop von Andreas Frohloff, Schriftgestalter und Grafikmaler, Dozent für Schriftkunde und Design, Head of Tech Department bei FSI. Viele Teilnehmer hatten, so wie ich, zum ersten Mal direkten Nahkontakt mit so unterschiedlichen Schreibwerkzeugen und Beschreibstoffen. Die Wertschätzung für Schrift mit Charakter oder gar einer sauberen Handschrift ist in unserer Computer „verseuchten“ Gegenwart wahrlich nur schwer zu vermitteln. Das es geht, zeigte Andreas Frohloff auf leichte und beeindruckte Art. Nach dem Workshop ist man wirklich ein besserer Mensch. Ehrenwort.

Kalligrafie

Die Typo Berlin 2007, erkenntnisreich, interessant, kurios und macht auf jeden Fall Appetit auf mehr – mehr Typografie.

Typo Berlin

Neuordnung der Ausbildung zum Mediengestalter / zur Mediengestalterin

Anfang Mai gab die IHK Oldenburg in einer Informationsveranstaltung die Neuordnung der Fachrichtungen der Mediengestalter bekannt. Von den 87 aktuell ausbildenden Betrieben waren natürlich nicht alle anwesend, was wohl eher am Termin als am geringen Interesse lag. Laut einer Umfrage finden immerhin 67 Prozent, dass die Ausbildung mit der Praxis übereinstimmt.Wie bereits berichtet ging es um die neue Namensgebung und die Änderungen der Prüfungsstruktur. Bis 1998 gab es 9 Fachrichtungen, ab 1998 die bekannten 4. Laut Umfrage haben typische Mediengestalter/-inne Abitur und sind zwischen 20 und 25 Jahre. Bisher lag in der Verteilung in den Fachrichtungen der Schwerpunkt mit 71 Prozent bei Mediendesign, dann folgten mit 18 Prozent Medienoperating, mit 7 Prozent Medienberatung und mit 4 Prozent Medientechnik.

Die neue Berufsbezeichnung lautet ab dem 1. August 2007 „Mediengestalter/-in Digital und Print – zugegebener Maßen immer noch ein Wortungetüm für eine kreative Branche – und hat drei neue Fachrichtungen.

In Zukunft dürfen sich Mediengestalt in „Gestaltung und Technik“, „Planung und Beratung“ und „Konzeption und Visualisierung“ unterteilen. Bereits hier wird klar, dass diese Grenzen im Alltag vieler Agenturen und besonders kleinerer Werbefirmen mühelos überschritten werden müssen. Die Fachrichtung „Konzeption und Visualisierung“ spricht ganz klar die kreativen Köpfe an stellt aber keine Alternative zu einem Grafik- oder Kommunikationsstudium dar. In einer kurzen aber wenig hitzigen Diskussion wurde der bedeutend höhere Aufwand für den Prüfungsausschuss angesprochen. Zwischen den Zeilen kann man auch lesen, das der Prüfungsausschuss eigentlich völlig überfordert ist kreative Leistungen zu beurteilen. Bereits in der Vergangenheit haben sich große Unterschiede gezeigt. Nicht zuletzt kommt es auch hier darauf an, in welcher Kiste man geboren wurde.
Den größten Zulauf hat nach wie vor die Fachrichtung „Gestaltung und Technik“ in den Betrieben. Nach dem Willen der IHK Oldenburg sollen Mediengestalter verstärkt in Typografie und Gestaltung ausgebildet werden. Ein Ansatz, der durchaus begrüßenswert ist und in der Vergangenheit mehr als vernachlässigt wurde. Allerdings hat die Berufsschule erste Bedenken geäußert, dass aufgrund des straffen Lehrplans eine Intensivierung entweder nicht möglich oder zu Ungunsten anderer Fächer
gehen würde. Eine Lösung war noch nicht in Sicht.

Interessant war, dass einige Agenturen, welche in der Fachrichtung „Beratung und Planung“ ausbilden, Bedenken äußerten, dass ihre Auszubildenden in der Prüfung Schwierigkeiten bekommen, wenn sie ihre Konzeption in einer mündlichen Prüfung verteidigen müssten. Angegeben wurde hier die mangelnde Praxis, da die Azubis während der Ausbildung anscheinend nicht mit in Kundengespräche genommen werden. Hm, da frage ich mich wozu eine Ausbildung da ist und wann ein junger Mensch die Feinheiten eines Beratungsgesprächs lernen soll. In meiner Ausbildung waren wir von Anfang an, erst als Beisitzer und später gesteigert in eigenen Gesprächen dabei. Hier dürfen Ausbilder ruhig etwas mutiger sein.

EOL – Encyclopedia of Life

Auf ein interessantes und bisher wohl einzigartigen Projekt wurde ich heute von meiner engagierten Jungwissenschaftlerin aufmerksam gemacht. Das Leben selbst schreibt bekanntlich die schönsten Geschichten. Nun wird das Leben selbst beschrieben und dokumentiert. Unter dem Namen „Encyclopedia of Life“ haben sich bedeutende Wissenschaftler, Museen und Bibliotheken der Naturwissenschaft und Botanik zusammengefunden, um die über 1,8 Millionen namentlich bekannten Spezies unseres Planeten zu dokumentieren.

In der EOL wird das umfangreiche Wissen in multimedialen Darstellungsformen präsentiert und vermittelt. Die Medienbandreite reicht von Texten, Bildern und Videos bis hin zu Kartenmaterial und Soundbeispielen. Durch eine einfache auf Schlüsselworten aufbauende Menüstruktur, lassen sich die verschiedenen Spezies klassifizieren. Interessant scheint auch die interaktive, selbst gestaltbare Visualisierung der Abstammung von Organismen bzw. deren Unterscheidung. Die Seite ist, in Anbetracht der Fülle an Informationen, sehr übersichtlich gestaltet. Viele Funktionen sollten intuitiv bedienbar sein.
Noch befindet sich das Projekt im Aufbau, doch die Demoseiten ziehen einen bereits jetzt in ihren Bann und lassen auf ein interessante Werk hoffen.

ICC Colormanagement

Colormanagement – ein Thema welches nach wie vor stiefmütterlich behandelt wird. Colormanagement ist so gut wie selten in einem gesamten Arbeitsablauf vorhanden. Und das nicht etwas weil die Möglichkeiten fehlen. Oft ist es Unwissenheit. Aktuelle DTP- und Grafikprogramme aus dem Profibereich bieten Colormanagement an. Den Standard für entsprechende Farbprofile etablierte das ICC, International Color Consortium. Mit den entsprechenden ICC-Farbprofilen kann im Colormanagement eine annähernd gleiche Farbwiedergabe erreicht werden. Auf www.iccview.de findet man umfangreiche Informationen zum Thema Colormanagement und ICC-Farbprofile.

iccviewAls Besonderheit kann die Echtzeit-Darstellung der verschiedenen Farbräume hervorgehoben werden. Dabei werden zwei Farbräume zum Vergleich übereinander gelegt. Diese lassen sich dann im VRML-Plugin über alle Raumachsen bewegen.