Kategorie-Archiv: Wie das Leben so spielt

Wankelmut

Ist dies die Welt, von deren Wankelmut, Unzuverlässigkeit ich viel gehört und nichts empfunden habe? Ist dies die Welt? – Wer wäre bös genug, den Teuern anzufeinden?
Johann Wolfgang von Goethe: Egmont

Durch Nichtstun, Furcht der Wahrheit nachzufragen,
Unschlüssigkeit, Mißtrauen, Wankelmut,
Mehr Böses oft als zehn Tyrannen tut:
Wer hat die Schuld? und wer ist zu beklagen?
Christoph Martin Wieland: Schach Lolo oder Das göttliche Recht der Gewalthaber

Weltwissen eines Dreijährigen

Lenard: Ich hab schon mal einen Igel gesehen, der tot war. Mit Mama und Lorelai und mein Laufrad bin ich gefahren zum Bäcker. Warum ist der Igel tot?

Ich: Der Igel ist über die Straße gelaufen und wurde von einem Auto tot gefahren.

Lenard: Da gabs einen Unfall, weil der nicht geguckt hatte. Kein Auto, kein Auto, dann darf man über die Straße gehen.

Ich: Der Igel hat wohl nicht aufgepasst, als er über die Straße gegangen ist. Dann gibt’s einen Unfall.

Lenard: Ich hab den Igel aber getröstet.

Ich: Das ist lieb von Dir. Aber tot ist er immer noch.

Lenard: Warum?

Ich: Wenn man tot ist, dann ist man fertig mit dem Leben. Beim Tod ist das Leben zu Ende.

Lenard: Und was macht der Igel dann?

Ich: Der kommt unter die Erde und wird wieder zu Erde. Und dann wachsen dort wieder Blümelein drauf.

Lenard: Dann kann der da unter der Erde sein.

Ich: Wenn wir mal tot sind kommen wir auch unter die Erde.

Lenard: Nö wir sind noch nicht tot. Wir müssen erst noch ausleben. Dann machen wir einen Unfall und sind fertig mit dem Leben.

Ich: Noch sind wir nicht fertig mit dem Leben. Wir müssen noch ganz alt werden.

Lenard: So alt, so gaaaanz alt wie ein Opa?

Ich: Genau!

Lenard: Und dann machen wir einen Unfall.

Ich: Nö, man muss keinen Unfall machen um tot zu sein.

Lenard: Was macht der Igel da auf der Straße?

Ich: Der liegt dort.

Lenard: Macht den dann der Straßenfegermann weg?

Ich: Ja, der bringt den Igel unter die Erde.

Lenard: Nur ein Bein?

Ich: Nein, den ganzen Igel.

Lenard: Die Stacheln und den Igel auch.

Ich: Ja genau.

Lenard: Warum?

Ich: Weil es unwürdig ist, tot am Straßenrand im Schmutz zu liegen.

Lenard: Warum ist das unwürrig?

Ich: Der Igel hatte ein schönes Leben und sollte auch einen schönen Tod haben. Am Straßenrand ist es nicht schön.

Lenard: Nee, dann kommt der besser unter die Erde.

Ich: Ja, das ist viel besser.

Lebe lang und in Frieden

wie du der späten stunde entnehmen kannst, haben tage als solche bei mir weder anfang noch ende. alles ist im fluss und manchmal auch im arsch. aber selbiger sei nur am rande erwähnt, da mutter natur es doch gut mit mir meint. da ich das leben selbst um des lebens willen lebe und schnöder mamon und die eitelkeit des reichtums von mir abfallen wie einst der linke und dann auch der rechte flügel des ikarus, so ist es mir einerlei und schnurz. gut gelaunt umarme ich die nacht, die micht sanft in protonen und antiprotonen hüllt, damit mein geist zu später stunde doch noch alles seiende und längst gewesene überstrahlt. erhellende träume wünsch ich ohne bitterkeit und groll all jenen, die mit bedacht sich nieder legen als gäbe es kein morgen und dem baldigst darauf folgenden rem-schlaf entgegen fiebern.
selbigst wünsche ich fröhliches darben auf dass die pestilenz von dir abfällt im lenz wie der cocon des bezaubernden berggorillas. wir sehen uns in der gluthitze des sommers.

lebe lang und in frieden.